Foto©Vaclav Zilvar - stock.adobe.com
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Das Portal www.dasbestebuchderwelt.de ist das von Christian Schön aus Karlsruhe. Ich habe mit dem Liebhaber antiker Reiseliteratur und Autor eines Handbuchs für Reisen zu Mayastädten gesprochen und gelernt, dass Suchen mehr Spaß macht als Finden.  

Ich wollte einmal wissen, wie viele Kilometer Reiseliteratur in Deutschlands Buchhandlungen zum Verkauf angeboten werden. Also habe ich Maß genommen. Es stehen insgesamt 7.418 Kilometer in unserem Land. Ich habe die glamourösen Bahnhofs-, Flughafen- und Fußgängerzonenbuchhandlungen Norddeutschlands, NRWs, Hessens und Thüringens vermessen, um sie schließlich mit den schönen Metern der Endlosregale Restdeutschlands bis an seine südlichen und östlichen Grenzen in eine Zahl zu packen.

Als ich fertig war mit meiner maßvollen Regalreisearbeit erreicht mich ein Tweet von www.dasbestebuchderwelt.de mit der Aufforderung den Link anzuklicken. Ich tue wie mir geheißen. Da lande ich auf der Seite von Christian Schön, der sich, wie soll es anders sein, mit Reiseliteratur befasst (!) und diese auch zum Verkauf anbietet. Also fahre ich zu Christian Schön nach Karlsruhe, um auch bei ihm Maß zu nehmen. Doch das, was er anbietet, passt gar nicht ins klassische Prinzip.

Christian Schön am Arbeitsplatz

Christian Schön ist ein Zeitenbummler und Flohmarkttrödler. Er sucht für seine Leser das beste Reisewerk von Autoren, die es gar nicht mehr gibt. Er schwimmt bei seiner Suche durch Buchzeiten antiker Reiseliteratur, um das in Erinnerung zu bringen, was gar nicht vergessen wurde, weil es so rar und selten war – schon damals. Dass er das, was Christian Schön sucht, nicht finden wird, weiß er natürlich selber. Es gibt nicht DAS beste Buch der Welt oder DAS beste Reisewerk. Denn die Preziosen sind höchst individuell. Seine Suche wird erfolglos bleiben, auch wenn er seine Frage ganz anders begreift: Was ist das beste Handbuch zum Reisen durch die Welt?

Aber wie kommt einer bloß auf die Idee, nach etwas zu suchen, was er nicht finden wird?

 „Meine Suche nach dem Unauffindbaren begann bei meinem Umzug vor fast sieben Jahren hier in diese Wohnung. Ich packte Bücher über Bücher zusammen. Ich wusste gar nicht, was für Schätze ich da im Regal stehen hatte. Um ihnen und deren Autorinnen und Autoren ein Andenken zu geben, machte ich mich auf, sie nochmal zu lesen und sie dann zusammenzufassen und meinen Lesern auf meiner Internetseite zur Verfügung zu stellen. Und daraus ist dann meine Idee zur Homepage entstanden.“

Dass es dann die antike Reiseliteratur wurde, die er vorstellt, liegt für ihn auf der Hand. Denn er ist selber ein Globetrotter und weiß, was ein Reisewerk bieten muss, damit man solide reisen kann. Vor Beginn seiner Mayatouren suchte er selber das beste Handbuch zu seinem Ziel aller Träume namens El Mirador in Mexiko. Um es vorwegzunehmen: Kein Reisebuch war in der Lage gewesen, ihn dorthin zu lotsen, was ihn noch mehr anfeuerte, es eben ohne zu versuchen. Das mehrmonatige Abenteuer begann. Ein Führer, vier Mulis und ein Maultiertreiber schlugen ihn und seine Begleiterinnen durch den Urwald. Natürlich hauten auch sie so einiges an Gestrüpp aus dem Weg. Nach vielen Wochen kamen sie schließlich an. Die Wege und Wegmarken, auf die zu achten waren, hat er jetzt in seinem Reiseführer in praktisch verständlicher Vorgehensweise zusammengefasst.

Der Mulitreiber auf der Reise nach El MIrador

Und deshalb bleibe ich dabei: Ich nehme sein Werk Die Ruinenstädte der Maya – Ein Reiseführer zu den Mayastätten auf der Halbinsel Yucatan, in Mexiko und Guatemala“ nicht in die 7.418 Kilometer mit auf. Warum? Weil sein Titel ein Handbuch ist, das für Liebhaber/innen von Stätten alter Kulturen gedacht ist, die an Orten zu finden sind, die man nur zu Fuß erreichen kann oder mit einem Boot über einen Fluss, von dem nur Einheimische eine Ahnung haben. Christian Schöns Werk richtet sich an die Abenteuerlustigen, die noch immer nicht genug von Moskitos gestochen worden sind und denen die Luftfeuchtigkeit gar nicht hoch genug sein kann. Hier finden die Abenteurer eine Landkarte durch die Wildnis.

Nennen wir sein Werk getrost einen Lückenfüller. Denn seines hat tatsächlich noch gefehlt – im positiven Sinne!

Liebe Leserinnen und Leser So ist doch verständlich, dass die Berichte von großen Reisenden, deren Touren es wirklich in sich hatten und an die kein Mensch mehr denkt, faszinierende Inspirationen für Christian Schöns eigene Unternehmungen sind, oder?

Jetzt trödelt er über Flohmärkte und kauft alles, was ihm in die Hände fällt. Je älter und antiquierter eine Reiseerzählung ist, desto besser. Dann lässt er sich von Stoff-Covers und Serifenschriften um den Finger wickeln. Dann scheint er sich nicht beherrschen zu wollen. Dann wird gekauft, zu Hause gelesen, zusammengefasst und online gestellt.

Mich haben diese drei Vorstellungen besonders beeindruckt: Die Überlebenstipps für Abenteurer von Christina Dodwell (1984), Franz Stehmanns Reise nach Brasilien (1906) als 16 Jähriger mit einem Schiff, um als Landstreicher, Tagelöhner und Vagabund die Welt zu erleben und das von Hans Helfritz über seine Jemen-Reisen (1934) „Land ohne Schatten“.