Foto ©Orlando Florin Rosu - stock.adobe.com
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Landflucht gibt es so lange wie es Städte gibt. In manchen Regionen mehr als in anderen. Ostdeutschland gehört, wie wir alles wissen, zu den Regionen, die von diesem Phänomen besonders betroffen sind. Hier kämpfen die ländlichen Gebiete mit Abwanderung und einem anhaltenden Bevölkerungsrückgang.

Diesen Trend kann man durch Digitalisierung stoppen, das hat das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung und der Think Tank Neuland 21 in einer Studie herausgefunden: „Urbane Dörfer – wie digitales Arbeiten Städter aufs Land bringen kann“.

So erprobt eine kreative urbane Szene mit innovativen Wohn- und Arbeitsprojekten, wie sich neue Formen digitaler Arbeit mit dem Landleben verbinden lassen. Damit können sich Regionen dem Sog der Großstädte entziehen.

„Das neue Dorf lässt sich allerdings nicht am Reißbrett erfinden,“ meint Reiner Klingholz, Direktor des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung. „Lebenswerte Orte entstehen dort, wo sich Menschen mit neuen Ideen und Projekten ans Werk machen und eine Perspektive für sich und andere schaffen.“

Landleben wird für ein traditionell urban geprägten Milieus immer interessanter: Stadtmüde treffen sich auf sogenannten Meetups und besprechen, wie sich flexible Formen digitalen Arbeitens mit einem Leben fernab der Großstädte verbinden lassen. „Dass nun junge Kreative und digital affine Städter das Land für sich entdecken, birgt für demografisch angeschlagene Regionen eine große Chance,“ sagt Silvia Hennig, Gründerin von Neuland 21.

Sie entwickeln und erproben in den Dörfern und Kleinstädten gemeinschaftliche Wohnformen und innovative Arbeitsmodelle. Damit könnten sie Pioniere einer neuen Bewegung sein, die mit digitalen Ideen das Leben auf dem Land wieder für mehr Menschen attraktiv machen.

Digitale Arbeit als Umzugshelfer

Viele der neuen Landbewohner arbeiten in Wissens- und Kreativberufen und bringen ein ganz neues Raumkonzept aus den Städten mit: Coworking Spaces. Da können sich Freiberufler und Selbständige vorübergehend Schreibtische mieten, um gemeinschaftlich zu arbeiten. Einige dieser Coworking Spaces entstehen sogar mit angeschlossenen Unterkünften.

Dabei interessieren sich die Umzugswilligen eher für alte und baufällige Gebäude in der Ortsmitte, wie in stillgelegten Fabriken und Mühlen, Krankenhäusern und Berufsschulen, Klosteranlagen und Landgütern. Sie bringen frisches Leben in die Gebäude, die mitunter lange leer standen und die Ortskerne verschandelt haben. Auch das Phänomen der Donut-Dörfer kann damit gestoppt werden. Dabei verfallen die Ortskerne, während am Ortsrand die Neubaugebiete wuchern.

Die Land-Liebhaber wollen übrigens ohne Auto auf dem Dorf mobil bleiben. Und so eröffnen sie Hofläden zur Verbesserung der Nahversorgung, Galerien oder organisieren Festivals. Vor allem aber schaffen sie digitale Inseln, die einen Weg zum Dorf der Zukunft weisen und dabei zu demografischen Speckwürfeln in der Peripherie werden können.

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