Foto ©dmytro_khlystun - stock.adobe.com
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Bienen und Schmetterlinge, das sind die Insekten, die hierzulande geschützt werden müssen. Und was ist mit den Wespen, Hornissen und Co.? Auch sie sind wichtig für unser ökologisches Gleichgewicht. Um sie kümmert sich die öffentliche Diskussion aber nicht. Woran liegt das Ihrer Meinung nach, Herr Ahlborn? „Wahrscheinlich am schlechten Image der Wespen und Hornissen. Sie machen unbegründet Angst.“ Jan-Erik Ahlborn ist Wespenberater und kämpft seit über 13 Jahren für ein Miteinander zwischen Mensch und Wespe/Hornisse.

Und so ist der Wespenberater unermüdlich damit beschäftigt, den Leuten die Angst vor ihnen auszutreiben. Seine Mission ist eine Beratung PRO Menschen und PRO Wespe.

„Was mich manchmal richtig sauer macht, ist diese übertriebene Panik mancher Eltern. 2018 sind allein in Bayern 70 Menschen bei Radunfällen ums Leben gekommen. Dagegen sind in ganz Deutschland 15 bis 30 Menschen an Wespen- oder Bienenstichen gestorben. Das Argument vieler Eltern ist der Schutz der Kinder. Dabei sollte man diese Zahlen mal in Relation zueinander setzen. Die Eltern setzen ihre Kinder bereitwillig aufs Rad, aber machen ein riesen Fass auf, wenn mal eine Wespe durch den Garten fliegt. Der Tod sitzt auf dem Sattel und fliegt nicht durch den Garten.“

Und wie sieht ihre Aufklärung aus, Herr Ahlborn? „Wir betreiben aktive Öffentlichkeitsarbeit mit Infoständen, wo immer und wann immer es geht. Marktfeste oder Wochenmärkte sind beliebte Anlässe.“ Aber auch Youtube, Facebook, Instgram und die Website www.wespenberater.de sind für ihn sehr gute Möglichkeiten, um seine Kunde zu verbreiten. 

Dort nämlich tritt er den Beweis an, dass man sich mit einem Wespennest im Nacken dennoch ganz normal verhalten kann. „Ich muss mir keine Sorgen machen, ob die nun aggressiv angreifen oder nicht.“

Was wollen Sie uns denn damit beweisen, Herr Ahlborn? „Ich versuche, die unbegründeten Ängste vor Wespen und Hornissen zu nehmen. Denn ich stehe vor lebenden Nestern, die Situationen sind nicht nachgestellt. Ich stehe vor ihnen und zeige live, dass die Tiere nicht grundlos aggressiv werden.“

Herr Ahlborn war nicht immer so. Vor 13 Jahren war er Schädlingsbekämpfer. Bis zu dem Tag, an dem er ein Wespennest vernichten sollte. Da begann sein Umdenken. Er war fasziniert davon, wie gelassen die Tiere ihren Tod hinnahmen. „Das hatte mich tief berührt und traurig gemacht.“ Ab dann suchte er eine harmonische Lösung für Mensch und Tier zugleich.

Bienen und Wespen und Hornissen fliegen dieselben Strecken. Mehr zu den Bienen findet sich hier.

Und so begann seine Mission, die wahrscheinlich nie zu Ende geht. Schädlingsbekämpfer ist er nicht mehr, hat aber ein gewisses Verständnis für seine Branche. „Man sollte mit ihnen Nachsehen haben. Diese Zunft erledigt lediglich eine Leistung, für die ein anderer zahlt. Da hängen Beschäftigte und Existenzen dran.“

Ist es denn leicht, ein Nest zu töten? „Nein, so einfach ist das hier in Deutschland nicht. Da gibt es Gesetze, die einzuhalten sind.“ Dennoch hatte er für sich entschieden, das nicht mehr zu tun. Er hatte auch damals schon auf Beratung gesetzt. Sein Ziel war es immer gewesen, den Leuten klar zu machen, wie sie sich selber um Nester kümmern könnten, ohne sie abzutöten.

Foto ©Ingo Bartussek- stock.adobe.com
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Und in dieser Hinsicht hat sich nichts geändert. Ahlborn ist gefragt, mitterweile bekommt er Anfragen aus dem Ausland und ganz Deutschland. Er selbst sitzt in Bayern. Es gibt insgesamt 12 heimische Wespenarten, von denen lediglich zwei diesen schlechten Ruf genießen. Meistens lassen sich aber die harmlostesten am Haus oder im Rollandenkasten nieder.

So gab es mal eine Wespenkolonie, die an einer Außendusche war. Sie gingen immer dann in eine „Aufmerksamkeitsstellung“, wenn die Menschen die Dusche betraten. Die Lösung war simpel. Menschen und Wespen wurde die Sicht aufeinander mittels einer Holzplatte genommen. Die Panikattacken auf beiden Seiten stellten sich ein.

Nun haben wir ja nicht alle eine Dusche im Garten installiert. Viel typischer ist doch die Kuchenparty im Garten. Was kann man denn hier gegen die Wespen tun? Nur die Feldwespen und Hornissen sind „lästig“. Das ist verschwindend gering. Dennoch sollte man die Not der Wespen ab Ende August verstehen.

„Ab Ende August gehen die Blütenbestände drastisch zurück. Früher gab es bis Oktober wilde Blumenwiesen und blühende Felder. Heute sind unsere Gärten zu Steinwüsten verkommen. Aber gerade um diese Jahreszeit haben die Wespen den höchsten Stand ihrer Entwicklung erreicht, ein paar Tausend Arbeiterinnen müssen sich ernähren. Da sie aber keine Blüten oder Blütenkelche finden, suchen sie sich alles, was sie finden können. Immerhin arbeiten sie 24/7. Das Fallobst kommt erst später.“

Ausweichfütterung

Sie haben in dieser Zeit keine andere Möglichkeit, als zum Kuchentisch zu fliegen und etwas Zucker zu stibitzen. Sein Rat deshalb: Gebt den Wespen an anderer Stelle, was sie brauchen und ein friedliches Miteinander ist möglich. Das nennt er Ausweichfütterung. Die funktioniert, weil auch Wespen keine Lust haben, sich mit uns zu streiten. Übrigens: Die Wespen gewöhnen sich auch daran, dass ihnen die Kohlenhydrate, die sie dringend brauchen, auf Kaffee- und Grilltischen geboten werden. Was sich positiv auf das Miteinander auswirkt.

Foto ©Rainer Fuhrmann - stock.adobe.com
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Was sind die dringlichsten Anliegen der Ratsuchenden? „Nester in Rollandenkästen und Dachrinnen. Die Beratung fällt oft sehr leicht aus, denn die Tiere sind nur für ein Jahr an einem Ort. Meistens sorgen sich die Leute, ob sie nun für immer ein Wespennest über dem Fenster haben. Und wer die Tiere einmal versteht, verliert schneller seine Angst. Wer zum Beispiel weiß, warum sie an heißen Tagen vor den Nestern aktiver sind, kann sie leichter gewähren lassen.“ Warum ist das denn so? Weil sie das Nest durch das Eintragen von Wasser kühlen müssen.

Das Gute an den Wespen ist …

… dass sie nicht nur große populationsreiche Insektenbestände wie Fliegen, Stechmücken, Bremsen, Forst- und Kulturpflanzenschädlinge dezimieren. Sie sind auch Bestäuber von Blumen mit flachen Blütenstämmen. So kann eine Wespe im Hochsommer bis zu 500 Gramm Insekten erbeuten, die ausschließlich der Ernährung der Larven dient. Die erwachsene Wespe braucht unsere Kuchen- oder Grillkohlehydrate. Wespen sind wegen ihrer Facettenaugen ausgesprochen gute Jäger. Sie können bis zu 200 Bilder pro Sekunde verarbeiten. Ihre Augenform gleicht einer menschlichen Niere. Sie attackieren entweder in der Luft oder aus einer Sitzposition heraus.

Foto ©Ayupov Evgeniy - stock.adobe.com
Foto ©Ayupov Evgeniy – stock.adobe.com

Danke Jan-Erik Ahlborn für diese Wespennews!