Foto ©Cozine - stock.adobe.com
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Dass die Autophagie vom Fasten ausgelöst wird, wissen wir spätestens seit Dr. Slaven Stekovic uns darüber in einem Gespräch berichtet hat. Nun haben Forscher herausgefunden, wie diese Zellreinigung im einzelnen funktioniert. Sie haben damit ein weiteres Puzzlestück im Selbstreinigungsprozess der Zelle entdeckt.

Dabei sind ihnen zwei Proteine als besondere Akteure aufgefallen: das p62 und das FIP200. Man müsse sich das vorstellen wie im Haushalt mit leicht verschobener Perspektive: Einer (p62) kippt seinen gesammelten Müll in einen Müllsack (FIP200). FIP200 passt sich immer an die Müllmenge an, die p62 gedenkt in ihn zu kippen. Der Müllsack kommuniziert quasi mit der Müllmenge. Doch streng genommen hinkt der Haushaltsvergleich gehörig, denn da kommuniziert nichts mit gar nichts.

Foto © Dorotea Fracchiolla, Eleonora Turco

FIP200 umschließt den Müll von p26 (Foto © Dorotea Fracchiolla, Eleonora Turco)

Wie dem auch immer sei: Das neue sei, so die Wissenschaftler-innen, dass man bisher nichts von der Zusammenarbeit zwischen p62 und FIP200 wusste. Erst jetzt wisse man, wie beide Proteine auf molekularer Ebene miteinander kommunizieren. Und dass, wenn diese Kommunikation gestört sei, auch der weitere Prozess der Autophagie aus der Balance gerate.

Vielleicht erklärt diese Erkenntnis, warum wir nach der Mahlzeit ruhen sollten. Brauchen p62 und FIP200 etwa diese Zeit zur perfekten Kommunikation?

„Wir haben entdeckt, dass p62 nicht nur zellulären Müll erkennt und vorbereitet, sondern durch die Interaktion mit FIP200 die Maschinerie der Autophagie in Gang setzt, die zur Ausbildung des Autophagosoms und damit dem Abbau des Materials führt“, sagt Erstautorin Eleonara Turco.

Und was passiert, wenn die Autophagie gestört wird? Das, was immer passiert, wenn natürliche Abläufe aus der Balance geraten: Der Mensch wird krank. Weil sich nämlich, wie schon Dr. Stekovic betont hatte, fehlerhafte Proteine und anderes gefährliches Material in der Zelle ansammelten. Mutationen bei p62 (Müllkipper & -sammler) verursachen unter anderem neurodegenerative Erkrankungen. Ein besseres Verständnis der Prozesse hinter der Autophagie helfen also, die Entstehung bestimmter Erkrankungen zu verstehen. 

Hier geht es zur Publikation des internationalen Teams unter der Leitung von Sascha Martens, Gruppenleiter an den Max F. Perutz Laboratories, unter Beteiligung von ForscherInnen des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin und der Universität von Berkeley.