Foto©Charith - stock.adobe.com
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Schneller oder langsamer? Diese Frage stellen sich Altersforscher wie Dr. Slaven Stekovic und meinen damit die Geschwindigkeit des Alterungsprozesses. Wie lässt sich der beeinflussen? Um das zu beantworten, schaut der Forscher auf die molekularbiologischen Zusammenhänge auf Zellebene und hat die Autophagie im Visier, die unter anderem auch vom Fasten ausgelöst wird.

Und damit gehört Fasten zu einem Teilgebiet der Altersforschung. Denn die Autophagie ist genau der Reinigungsprozess in der Zelle, der eintritt, wenn dem Körper keine Kalorien zugeführt werden. Und mit keine meint Stekovic wirklich Nullkommanichts. Auch keine begleitenden Säfte wie Fastenprofis dies manchmal tun.

„Fasten Sie denn auch, Herr Stekovic?“ Er lacht: „Ich versuche, jede Woche an einem Tag nichts zu essen.“ Doch früher, das zumindest steht in seinem Buch (Der Jungzelleneffekt), habe er es tatsächlich getan.

Er sagt, der einzige Konsens bei der Altersforschung bestehe darin, dass Fasten zu Langlebigkeit führe. Das sei nicht neu. Aber egal, warum sollte man nicht überprüfen, was schon in den 1930ern bekannt war. Und was die Sadhus, Yogis und Schamanen, Hildegard von Bingen oder Kneipp und wie sie alle heißen auch schon wussten.

Stekovic nähert sich diesem alten Wissen also viel lieber wissenschaftlich und will Gründe für die Aktivierung der Autophagie entdecken. Er will wissen, wann und warum in der Zelle beschädigte Teile beseitig werden. Und hat bereits festgestellt, dass sie erst dann, wenn die Zelle Zeit hat, mit ihrer Reinigung beginnt.

„Wenn wir aber ständig essen beziehungsweise, wenn es laufend Energiequellen gibt, also Nahrung, kann sich die Zelle mit beschädigten Molekülen nicht auseinandersetzen. Und so kommt es, dass unsere Zellen irgendwann zu voll sind mit dem molekularen Schrott.“ Und das sei offensichtlich kontraproduktiv für ihre Langlebigkeit und die Geschwindigkeit des Alterungsprozesses nimmt zu.

Setzt die Autophagie schließlich als Zellputzer ein, werden die geschädigten Moleküle abgebaut. „Und was geschieht dann mit diesem Müll?“ „Aus diesem entstehen wiederum Bausteine für neue Moleküle, die eine Zelle als Energielieferant für ihre Arbeit braucht.“

Die Schlüsselfrage aber bleibt: Wie lange muss man fasten, um den Reinigungsprozess in der Zelle auf natürliche Weise auszulösen, Herr Stekovic? „Das können wir nicht sagen.“ „Warum nicht?“ „Uns fehlen noch die Technologien, mit denen wir die Autophagie so präzise messen könnten, um zu sagen, wann der Effekt einsetzt.“ Man wisse aber, dass die Aktivierung nicht in allen Zellen gleichzeitig stattfindet.

Das alles erforscht Stekovic an der Universität Graz mit seinem Team. Und in Kooperation mit der Charité in Berlin will man jetzt der Wirkungsweise der Autophagie auslösenden Substanzen auf Demenz und Herzerkrankungen im menschlichen Körper auf den Grund gehen.

Man wisse, dass diese Substanzen die Nervenzellen (neuroprotektivem Effekt) schützen: Alzheimer, Demenz oder Parkinson würden entschleunigt und die Krankheitsentwicklung würde positiv beeinflusst.

Wahrscheinlich sollten wir uns einfach auf das alte Fastenwissen verlassen. Ob mit oder ohne wissenschaftlichen Beleg: Fasten tut gut.