Foto: Juan Aunión- stock.adobe.com
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Unsere Vorfahren vor rund vier bis 1,4 Millionen Jahren waren Liebhaber des regionalen veganen Speiseangebots. Zu diesem Ergebnis kam ein Forscherteam um Tina Lüdecke vom Frankfurter Senckenberg Forschungszentrum für Biodiversität und Klima. Hört sich nicht besonders spannend an, ist es aber, weil dies bislang nicht nachgewiesen wurde.

„Die von uns untersuchten Homo rudolfensis und Paranthropus boisei haben sich insgesamt zu 60 bis 70 Prozent von C3-Photosynthese-Pflanzen ernährt, die innerhalb des Grabensystems vorkamen. Es wurden beträchtlich weniger Pflanzenbestandteile verzehrt, die heute in offenen afrikanischen Savannen dominieren – das sind Pflanzen die C4-Photosysnthese betreiben. Ein untersuchtes  Individuum hat sogar fast ausschließlich C3-Pflanzenmaterial zu sich genommen“, erklärt Tina Lüdecke.

Dass die frühen Urmenschen schon vor 2,4 Millionen Jahren in der Lage waren, ihre Ernährung auf ihre Umgebung auszurichten, schlussfolgert Lüdecke nun wie folgt. Das Team konnte nämlich rekonstruieren, dass am Malawisee im frühen Pleistozän Bäume und andere C3-Pflanzen wuchsen – und das nicht zu knapp. Verantwortlich war wohl das kühle und feuchte Klima. Nun hat die Analyse von fossilen Zähnen von Urpferden und Antilopen ergeben, dass weiter weg vom Malawisee C4 Pflanzen wuchsen.

Aber der Homo rudolfensis und der Paranthropus boisei aßen C3, was wohl darauf hindeutet, dass sie lieber in Seenähe blieben. Denn weiter nördlich lebte der Paranthropus aethiopicus; ihn hat man als C4-essend analysiert.

„Das zeigt uns, dass einige der frühen Urmenschen überraschenderweise schon vor 2,4 Millionen Jahren in der Lage waren, ihre Ernährung auf ihre Umgebung auszurichten“, kommentiert Lüdecke.

Zu diesem Befund passen auch bisherige Auswertungen von Paranthropus- und Homo-Vertretern, die vor zwei Millionen Jahren lebten und die dieses Verhalten fortführten. Wer in den südafrikanischen Wäldern lebte, ernährte sich weiter maßgeblich von C3. Ihre Verwandten im trockeneren Norden hingegen aßen zunehmend die dort wachsenden C4-Pflanzen, die auch heute noch für viele Bewohner der Erde Hauptnahrungsmittel sind.

„Soweit wir bisher wissen, gab es keine anderen Primaten, die ihre Ernährung so flexibel handhabten. Dass die frühen Urmenschen ihren Speiseplan differenziert an verschiedene Umweltbedingungen anpassen konnten, war daher sicher einer der Schlüssel zum Erfolg auf dem Weg zu Homo sapiens“, bilanziert Ottmar Kullmer, einer der Co-Autoren der Studie.

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