
Reibung, Korrosion und Biobewuchs sind drei Schlüsselprobleme von Schiffen. Bislang werden Rümpfe deshalb mit schwermetallhaltigen Farben behandelt, um den Bewuchs mit Algen und Muscheln zu verhindern. Das könnte sich bald ändern. Ein Forscherteam arbeitet an neuartigen Schiffsbeschichtungen, die unter Wasser auf natürliche Weise um den Rumpf des Schiffes eine Luftschicht aufbauen – angeblich ohne die Umwelt zu belasten.
Wovon der Mensch nur träumen kann
Basis des ganzen ist der Salvinia-Effekt, der nun auf Schiffsrümpfe übertragen werden soll. Was der Mensch nur im Traum kann, gelingt bestimmten Pflanzen wie dem Schwimmfarn ihm sei Dank täglich: Unter Wasser atmen. Dieser Effekt entsteht durch die besonderen Haare, die wasserabstoßend und -anziehend zugleich sind. Letztendlich bildet sich so um ihre Blättchen die für die Pflanze wichtige lufthaltende Oberfläche. Der Salvinia-Effekt soll nun technologisch auf einem selbstklebenden Foliensystem – wie gesagt – für Schiffsrümpfe genutzt werden.
Der Botaniker Wilhelm Barthlott und der Physiker Thomas Schimmel haben den Salvinia-Effekt entdeckt. „Nachdem wir den Effekt verstanden hatten, erkannten wir das enorme ökonomische und ökologische Potenzial“, berichtet Thomas Schimmel. „Wir entwickelten eine Methode zur Herstellung einer künstlichen Oberfläche, die den Effekt im Labor nachahmt. Ein früher Prototyp, den wir vor mehr als fünf Jahren unter Wasser gesetzt haben, ist immer noch mit einer dauerhaften Luftschicht bedeckt!“
Die Technologie sei neu und umweltfreundlich und reduziere die Reibung. Das tut sie in einem solchen Maße, dass das Forscherteam bestehend aus Experten des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), der Universitäten Bonn und der Universität Rostock sich äußert begeistert zeigen. Hier gibt es ein Projektvideo. Aber ob die Folie auch umweltschonend ist, wird nachgefragt.