©Rawf8 - stock.adobe.com
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Wie kann der Pflegenotstand behoben werden? Dieser Frage gehen die Hochschule Fulda und vier Versorgungseinrichtungen aus der Kranken- und Altenpflege nach im gemeinsamen Projekt namens Integration Internationaler Pflegekräfte. Die Pflege in Deutschland ist sauer. Wie kann es weitergehen?

Die Wissenschaftlerinnen sind sich einig: Es müssen internationale Pflegefachkräfte eingebunden und der Pflegeberuf attraktiver werden. Doch das ist nicht so einfach. Es gibt viele Hürden. Eine davon ist die Tatsache, dass es unterschiedliche Auffassungen hinsichtlich der Abschlüsse gibt. Aber auch über das, was Pflegetätigkeit ist, besteht Uneinigkeit. Und natürlich müssen hiesige Einrichtungen bereit zum Umdenken sein. Der Organisationssoziologe Prof. Bollinger meint dazu: „Integration ist nicht gleichbedeutend mit Anpassung an die bestehenden Arbeitsverhältnisse. Vielmehr setzt sie Veränderungen auf beiden Seiten voraus. Kulturelle Unterschiede können für Lernprozesse in der Institution genutzt werden.“

Die Pflegeteams in den Einrichtungen müssen vorbereitet werden. So will das Projekt mit ausgewählten Teams arbeiten und sie vorbereiten. „Entlastung tritt nur dann ein, wenn die Teams bereit und fähig dazu sind, diese Leistungen vorweg zu erbringen“, sagt Prof. Dr. Beate Blättner vom Fachbereich Pflege und Gesundheit an der Hochschule Fulda. Entscheidend sei, dass die Arbeit von beiden Seiten gewürdigt wird. Sowohl die deutschen als auch die internationalen Kräfte müssen sich anerkennend gegenübertreten und zusammenarbeiten.

Weiterführende Links: Hilfsbereitschaft

Aber: „Wenn qualifiziertes Pflegepersonal aus anderen Ländern angeworben wird, besteht das Risiko, dass Versorgungsmängel nur zwischen Staaten verschoben werden und die sozial ungleiche Verteilung von Gesundheitschancen zwischen Ländern verstärkt wird. Das wäre aus Public Health Sicht ethisch nicht zu vertreten“, warnt Beate Blättner. Die Bedingungen der Arbeitskräftevermittlung müssten ebenso betrachtet werden. Das Spektrum reiche von seriösen Angeboten bis hin zu Formen modernen Menschenhandels.

Über das Projekt
„Integration Internationaler Pflegekräfte“ ist eines von zehn Umsetzungsprojekten des „Regionalen Innovationszentrums Gesundheit und Lebensqualität Fulda“ (RIGL-Fulda). Das RIGL-Fulda ist das bislang größte Transferprojekt der Hochschule Fulda. Diese ist eine der wenigen „Innovativen Hochschulen“ in Deutschland und wird gefördert durch die gleichnamige Bund-Länder-Initiative. Knapp zehn Millionen Euro stehen dem RIGL-Fulda bis Ende 2022 zur Verfügung.

Prof. Dr. Beate Blättner
Hochschule Fulda
E-Mail: Beate.Blaettner@pg.hs-fulda.de

Prof. Dr. Heinrich Bollinger
Hochschule Fulda
E-Mail: heinrich.bollinger@sk.hs-fulda.de

Dr. Antje Mohr
Tel.: 0661 9640 943
E-Mail: antje.mohr@verw.hs-fulda.de