Spritpreise Foto©casfotoarda - stock.adobe.com
Spritpreise Foto©casfotoarda - stock.adobe.com

Lässt sich ohne soziale Verwerfungen die Wende weg von Öl und Gas voranbringen? Diese Frage will nun eine Studie beantworten des Berliner Klimaforschungsinstituts MCC (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change) beantworten. Anlass zu ihr waren die Spritpreisunruhen in Ecuador vom vergangenen Oktober.

„Das Ergebnis fällt überraschend aus“, berichtet Michael Jakob, Researcher in der MCC-Arbeitsgruppe Klima und Entwicklung und einer der Autoren der Studie: „Rein rechnerisch könnte das Land sämtliche Energie-Subventionen streichen, aus den Mehreinnahmen die Realeinkommen des ärmsten Fünftels der Haushalte um 10 Prozent steigern und sogar noch Geld übrigbehalten.“

Ursache dafür ist, dass von künstlich niedrig gehaltenen Brennstoffpreisen auch die gut verdienenden Haushalte profitieren, zum Teil sogar überproportional. Zudem zeigt sie, über welche Kanäle man in Equador eine Freigabe der Preise wirksam ausgleichen könnte, etwa im Rahmen des Sozialgeldes „Bono de Desarollo Humano“. Ergänzend flossen auch Erkenntnisse aus Interviews mit Entscheidungsträgern ein: Diese machten das Potenzial für politische Widerstände deutlich, vor allem organisiert durch das in diesem Land besonders gut organisierte Transportgewerbe. „Die Reform ist wahrscheinlich an mangelhafter Kommunikation gescheitert – aber nicht daran, dass sie zu viele Verlierer produziert hätte“, erklärt Jakob.

Vorgehen: Das Autorenteam wertete umfangreiche Zahlenwerke der Zentralbank und des Statistikamts von Ecuador aus: zum einen die Ausgabenstruktur typischer Privathaushalte, zum anderen eine sogenannte Input-Output-Tabelle, die den Einfluss von Energiepreisen auf Hunderte von Produkten beziffert.

In dem 17-Millionen-Einwohner-Land Ecuador, das selbst Öl produziert und Mitglied der Opec ist, sind die Subventionen für fossile Energieträger besonders ausgeprägt. Sie betragen nach amtlichen Angaben 7 Prozent der Wirtschaftsleistung und sogar zwei Drittel des Staatsdefizits. Doch dass eine Regierung auf sozial ausgewogene Weise den Ausstieg aus fossiler Energie einleiten kann, ist nach Einschätzung des MCC-Forschers nicht diesen speziellen Fall beschränkt. „Die Erkenntnisse sind sicherlich auch auf viele andere Entwicklungsländer und sogar auf entwickelte Länder übertragbar.“