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Der neue Sprachratgeber vom Forscherteam um die Sprachwissenschaftlerin Bettina M. Bock von der Universität Köln bietet jetzt weitere Hinweise für Autor-innen, um verständlicher zu texten. Mit dem Ratgeber Leichte Sprache – Kein Regelwerk legen sie weitere Praxisempfehlungen zu ihrem bereits bestehenden Werk „Leichte Sprache“ vor.  Damit wollten die Forscher-innen Kriterien entwerfen, um Texte so aufzubereiten, dass auch Menschen mit Lern- und Leseschwäche leicht Zugang zu ihnen finden. Mit ihrem neuen Ratgeber, der kein Regelwerk ist (!), hat Bock jetzt quasi ihr eigenes Werk kritisch hinterfragt und überarbeitet. Er ist vornehmlich als eine Art populärwissenschaftliche Aufbereitung von wissenschaftlichen Arbeiten zu begreifen. Er ist kein Regelwerk, kein Leitfaden, kein Baukasten aus Empfehlungen und Geboten.

Die Forscher-innen haben fünf Kriterien und Orientierungsfragen für das Schreiben von Texten formuliert: 1) Ein Text muss zum Leser passen. 2) Er muss die Funktion und den Zweck des Textes deutlich machen. 3) Der Text soll dem Inhalt gerecht werden. 4) Er soll der Lesesituation entsprechen. 5) Der Text soll zum Sender passen.

„Leichte Sprache“ bleibt für die Forscher-innen ein Dachbegriff. Denn für jede-n ist Sprache verschieden leicht und jede-r versteht etwas anderes unter leichter Sprache. Vor allem lasse sich das Konzept von leichter Sprache nicht mittels festgelegter Regeln definieren. Es gehe vielmehr darum, mit leichter Sprache Kommunikation für Personenkreise verständlich zu machen und barrierefrei für diejenigen aufzubereiten, die sonst von dieser Kommunikation ausgeschlossen wären.

Wie sind Sie vorgegangen, Frau Bock?

Etwas mehr als drei Jahre haben wir an der Universität Leipzig die „Leichte Sprache“ sprachwissenschaftlich erforscht. In unseren Studien ging es nicht nur um Kommunikation und Texte im Arbeitsleben. Wir haben ganz grundsätzliche Fragen verfolgt: Ist „Leichte Sprache“ wirklich gut verständlich? Für wen ist sie verständlich und was ist eigentlich ‚gute‘ „Leichte Sprache“? Was funktioniert gut, was muss weiterentwickelt werden? Was wird derzeit eigentlich unter dem Etikett „Leichte Sprache“ praktiziert? Was weiß man in der Sprachwissenschaft schon über Verstehen und Verständlichkeit, und was sind offene Fragen? Wir stellen sowohl unsere Erkenntnisse aus theoretischer „Schreibtischarbeit“ vor als auch die Ergebnisse der empirischen Verständlichkeitsüberprüfungen.

Von November 2014 bis zum Januar 2018 evaluierten Wissenschaftler aus der Sonderpädagogik, der Sozialmedizin, der Soziologie und der Linguistik um Bettina M. Bock, damals noch an der Universität Leipzig arbeitend, sowie Menschen mit Lernschwierigkeiten im Projekt „Leichte Sprache im Arbeitsleben“ (LeiSA) die sogenannte „Leichte Sprache“. Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert.