
Christoph Zeitschel hat sich mit seinem Socialstartup (https://gutbuerger.reisen) viel vorgenommen. Er kämpft nämlich für diejenigen 60 Prozent der Deutschen, die CO2-neutral in ihren Urlaub fliegen möchten. Und das wollten sie, so sagt er, schon seit mehr als 12 Jahren. „Jetzt ist das möglich.“ Er blicke erstaunt auf die Tatsache, dass die Tourismusbranche ihren Kund/innen diese Möglichkeit bislang eher halbherzig angeboten habe.
Zeitschel beruft sich übrigens auf eine Forsa-Umfrage aus dem Jahr 2006. Schon damals hätten die Deutschen zu verstehen gegeben, dass sie gerne die Umweltschäden ihrer Flugreisen kompensieren möchten. Und so proklamiert er: „Wir wollen nachhaltige Reisen aus der Nische holen“.
Was genau versteht Zeitschel denn unter Nachhaltigkeit? „Mir ist bewusst, dass der Nachhaltigkeitsgedanke unendlich weit gefasst werden kann. Im Moment möchte ich dafür sorgen, dass die Reisen in der Gesamtbilanz kein zusätzliches CO2 verursachen.“ Mittelfristig wolle er das Thema Nachhaltigkeit aber aus verschiedenen Richtungen angehen.
Und wie will er das organisieren? Die Branche wird beherrscht von Platzhirschen, die ihren Standort im Wettbewerbskarussell schon seit Jahren gut verteidigen. Er vertraue auf sein Alleinstellungsmerkmal, den Klimaschutz.
Beschaut man sich sein Reiseportal, kann man jede beliebige Reise CO2-neutral buchen. Sein Partner Atmosfair macht das möglich. An ihn überweist er bis zur Hälfte der Vermittlungsprovision seiner Kund/innen, die der Partner dann für Klimaschutz und Entwicklungshilfeprojekte verwendet. Sie sorgen also mit ihren Projekten dafür, dass an anderer Stelle im Kreislauf CO2 eingespart wird. Die Kund/innen spenden quasi Geld für klimaschonende Projekte von Atmosfair, die auf der Website einsehbar sind.
„Ist das nicht eine Milchmädchenrechnung, denn das CO2 ist ja trotzdem aus dem Flugzeug gepustet worden, Herr Zeitschel. Erkaufen sich die Kunden/innen nicht nur ein gutes Gewissen?“ „Besser wäre es natürlich, gar nicht mehr zu fliegen. Das ist aber utopisch. Das wird nicht passieren. Deshalb ist es aus meiner Sicht wichtig, dass es zumindest das Angebot des Kompensierens gibt.“
Atmosfair investiert in Aufforstungs- oder Energieeffizienzprojekte, die das CO2 nachweisbar verringern. Aber der unmittelbare Messwert wird Zeitschel nicht übermittelt. Da müssen seine Kund/innen vertrauen. Er beschreibt das Prinzip so: „Atmosfair greift halt an anderer Stelle im existierenden Kreislauf ein, um so die CO2-Werte nach der Reise zu verringern. Das ist doch eine gute Sache.“
In welches Atmosfair-Projekt genau das Geld einer Buchung fließt, ist nicht nachvollziehbar, denn nach Buchung über Zeitschels Portal kümmert sich Atmosfair ums Kompensieren. „Ich kann das nicht eins zu eins zuordnen. Ich kann es nur so transparent wie möglich machen, aber nicht auf einzelne Kunden runterbrechen.“
Dennoch ist sein Projekt eine sinnvolle Sache. Man kann bei ihm die klassische Pauschalreise, Wellness- und so genannte Erlebnisreisen buchen. Ebenso einzelne Hotels oder Mietwagen und Busreisen. Geschäftsreisen nicht – vielleicht noch nicht.
„Das wollte ich schon immer machen“,
erläutert er die Anfänge seiner Unternehmung. Christoph Zeitschel war der erste, der einen Onlinevertrieb für Klassenfahrten gegründet hatte. Damals war er selber erst fertig mit der Schule. Schon vor 20 Jahren habe ihn das Thema Reisen interessiert. Drei Jahre lief diese Idee ganz gut bis er aber ein Studium begann, um erst einmal was Vernünftiges zu lernen, wie er sagt. Das Prinzip der Selbstständigkeit mit einem Reisebüro aber habe ihn nie wirklich losgelassen. „Jetzt versuche ich es nochmal richtig.“
Jetzt auch Pizzen
Man kann übrigens nicht nur klimaneutral reisen, sondern auch essen. Die Firma Franco Fresco aus Bayern bietet seine Tiefkühlpizzen der Marke Gustavo Gusto nun ebenfalls zu solch klimaneutralen Konditionen an. Geschäftsführer Christoph Schramm betont, dass nicht nur seine Tiefkühlpizzen klimaneutral seien, sondern gleich sein ganzes Unternehmen.
Auch wenn Schramm sich wahrscheinlich sehr bewusst darüber ist, dass seine Produkte – Tiefkühlpizzen – sehr alltäglich sind und er nicht der einzige Anbieter in diesem Markt ist, hat er wie Christoph Zeitschel die Zeichen seiner Zeit erkannt und vermarktet diese schlau. Denn Klimaneutralität scheint heutzutage ein hohes Werbegut sein.
Er hat den CO2-Fußabdruck seines Unternehmens nach den Standards des Greenhouse Gas Protocols berechnen lassen. Und diesen Wert kompensiert er nun mit Klimaschutzprojekten in Brasilien und Indien (https://gustavo-gusto.de/klimaneutral/). Die Zertifizierung erfolgte durch die Beratungsgesellschaft „Fokus Zukunft“.