
Warum kümmert sich ein Unternehmer, der Fertighäuser herstellt, um Bienen? Weil er vielleicht auch irgendwie ein Bauer ist (Häusle-Bauer) und ahnt, wie wichtig nachhaltiges Handeln für die Umwelt ist? Oder weil er ein PR-Fuchs ist, der weiß, wie man heute Aufmerksamkeit auf sich zieht? Das wollten wir im Gespräch mit Jürgen Hauser herausbekommen. Der Bien-Zenker Geschäftsführer ist vor allem ein Liebhaber dieser Erde mit Verantwortungsbewusstsein und zufällig eben ein Fertighaushersteller, der sich diese schönen Extravaganzen leisten will. Nun ja, Bien und Biene liegen nah beisammen. Doch hören wir, was er zu sagen hat.
Herr Hauser, warum ist Nachhaltigkeit für Sie persönlich so wichtig, das Thema sollte doch mittlerweile schon durch sein? Ich stelle immer wieder fest, dass Nachhaltigkeit bei vielen auf Ablehnung stößt. Denn der Begriff wird nicht richtig erklärt. Viele Unternehmen bringen nur das Thema Ökologie mit ihm in Verbindung. Doch um Biodiversität zu erreichen, muss auch Ökonomie und Soziales mitgedacht werden.
Dann müssen wir uns fragen, wie das Bewusstsein der Unternehmer geschärft werden könnte? So ist es. Und so sind wir auf die Bienen gekommen. Ob das nun eine Assoziation mit unserem Firmennamen war oder nicht, spielt hier erst einmal keine Rolle. Die Albert Einstein zugeschriebene Aussage, dass es vier Jahre nach dem Verschwinden der Bienen auch keine Menschen mehr gebe, bringt es auf den Punkt. Und das wollen wir doch alle nicht!
Nachhaltigkeit heiße Verantwortung für die nächste Generation zu übernehmen, findet der Unternehmer. „Nämlich unseren blauen Planeten in einer besseren Verfassung an die nächste Generation zu übergeben.“ Hauser hat sich mehrere Taktiken überlegt, wie er das schaffen will. Schritt eins: Er hat Geld in die Hand genommen und ein Bienen-Begegnungshaus errichtet. Damit will er die Bevölkerung sensibilisieren. Häuser hat er ja genug. Schritt zwei: Er sucht Partnerunternehmen, die mitmachen und seine Idee weitertragen – quer durchs Land. „Unsere Bauherren sind automatisch Teil unserer Bieneninitiative, weil sie alle eine Patenschaft mit dem Kauf ihres Hauses überreicht bekommen.“ Dieses Geld wird in die weitere Erforschung des Themas investiert.
Herr Hauser, finden Sie denn, dass Wirtschaftsunternehmen eine besondere Pflicht zukommt? Na klar! Wir haben andere Möglichkeiten als Einzelpersonen sie haben. Wir können lauter kommunizieren. Wir sind diejenigen, die Blühflächen bereitstellen können, weil wir das Geld und auch den Platz haben. Es ist ja vielfach nur eine Frage der Prioritäten, die wir als Unternehmer bei der Investition setzen. Ich finde die Umwelt hat es verdient.
Und so ordnen Sie Ihre Bieneninitiative auch ein? Richtig. Unsere Werbeaktivitäten sind unsere Vehikel. Die laufen ja sowieso. Und über sie versuchen wir, unsere Partnerunternehmen und Zulieferer aus der Industrie fürs Mitmachen zu begeistern. Sie sind dann die Multiplikatoren.
Der Unternehmer Hauser wollte nicht nur etwas behaupten, sondern auch wirklich etwas tun. Im Mai stand dann die Bienenbegegnungsstätte mit eigenen Bienenvölkern. Ein Imker kümmert sich um die 18 Völker – mehr als 1 Millionen Bienen. Dann soll nächstes Jahr ein Lehrpfad für Nachhaltigkeit für Schulen und Kindergärten eröffnet werden. Die wissenschaftliche Unterstützung holt sich Hauser von Mellifera. Ein Verein, der sich seit 1986 für artgerechte Bienenhaltung einsetzt, sowohl in der imkerlichen Praxis als auch in der Pflege ihrer Lebensräume. Über Mellifera vertreibt Hauser die Blüh- und Bienenpatenschaften und sie schulen auch die Partnerunternehmen. Sein ganzes Projekt kann nur deshalb leben, weil er auf ein funktionierendes Partnernetzwerk setzt. Es gebe, so Hauser, viele weitere Projekte, an denen sich Partner beteiligen können.
Und so kommen Sie wieder zur Verantwortung der Unternehmen zurück? Viele Industrieunternehmen haben beispielsweise Brachflächen, aus denen Blühflächen gemacht werden könnten. Mit Mellifera können wir hier unternehmensspezifisch planen. Jeder kann sich mittels unserer Experten auf seine spezielle Weise an der Bieneninitiative beteiligen. Das kann von einer Bienen- und Blühpatenschaften über eine eigene Blühwiese oder sogar auch eigene Bienenvölker reichen. Mellifera wäre dann der Fachberater – bundesweit.
Auch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt betont die Wichtigkeit von Blühflächen, um dem Rückgang von Tier- und Pflanzenarten in unserer Kulturlandschaft entgegenzuwirken. Ihr Generalsekretär Alexander Bonde hält Blühstreifen für ein effektives Mittel sein. Richtig zusammengesetzt locken sie Nützlinge an, die unliebsame Schädlinge wie Blattläuse abwehren. Das Institut für Gartenbauliche Produktionssysteme – Abteilung Phytomedizin (IPP) an der Leibniz Universität Hannover hat jetzt eine entsprechende Saatgutmischung zusammengestellt.
Herr Hauser, tun sich viele privatwirtschaftliche Unternehmen nicht eher schwer, ein solches Projekt aufzubauen? Das ist genau der Dreh- und Angelpunkt. Die meisten wissen um ihre Verantwortung, aber es mangelt ihnen an Fachkenntnis. Diese Lücke haben wir geschlossen. Wer will, könnte sogar mit uns ein eigenes Konzept für ein Bienenbegegnungshaus bekommen. Und wir würden mit Mellifera auch die Betreuung der Bienen klären. Jedes Unternehmen kann also vorab genau abschätzen, was auf es zukommt, inklusive Aufwand und Kosten.
Welche Brisanz den Bienen und ihrem Wohlergehen zukommt, zeigt sich nicht nur im hessischen Schlüchtern. Ende Oktober 2018 haben Bauern, Imker und Ernährungsbewegte in ganz Europa gemeinsam für eine bienenfreundliche Landwirtschaft demonstriert. Sie forderten eine grundlegende Neuausrichtung der europäischen Agrarpolitik. Denn ihr komme eine besondere Bedeutung zu. Das findet auch Nils Gerber von BeeSharing. Er setzt wie Hauser auf Kooperation. Er will mit seinem Start-up Landwirtschaft und Bienenfreunde zusammenbringen. „Also da gibt es sehr krasse Forderungen teilweise, die natürlich völlig außer Acht lassen, dass eben Imker und Landwirte immer schon traditionell zusammengearbeitet haben, weil beide aufeinander angewiesen sind. Also gerade im Hinblick auf die Sicherstellung unserer Lebensmittelproduktion.“
Paula Gioia, Imkerin und Bäuerin aus Brandenburg sieht das auch so und weist der EU ihre Verantwortung zu: „Es kann keine Zukunft ohne Bienen oder Bäuerinnen und Bauern geben. Denn ohne Bienen keine Bestäubung, ohne Bäuerinnen und Bauern kein gesundes Essen. Bei der EU-Agrarreform muss die Politik jetzt dafür sorgen, dass die Agrargelder nur noch bäuerlichen Betrieben zugutekommen, die bienenfreundlich und enkeltauglich ackern. Wir brauchen eine Agrarpolitik, die es jungen Menschen ermöglicht, auf dem Land zu leben und zu arbeiten!“
Man mag Jürgen Hauser eine PR-Kampagne unterstellen, die ihren Anfang im Namen gefunden haben könnte. Dennoch kümmert er sich um ein sehr wichtiges Anliegen. Und dann sei es erlaubt, seine eigene Bekanntheit dazu zu nutzen, um gerne noch bekannter zu werden. Inwiefern der Selbstnutzen den für die Allgemeinheit überwiegt, darf man gerne herausfinden.
Achtung: Jetzt kommt ein Werbefilmchen, aber dennoch ganz interessant anzuschauen.